Das Wort zum Dienstag: Der Countdown läuft

Von Pascal Kesselmark (Schlaglochpilot und Redakteur)
12 Min. Lesezeit

Und? Seid Ihr bereit für das Abenteuer Afrika? In 42 Tagen werde ich mich wieder auf den Weg nach Cremona machen und dort viele von euch treffen. In weniger als zwei Monaten werden wir gemeinsam den afrikanischen Kontinent unsicher machen. Oder anders ausgedrückt: Du hast noch sechs (6!) Wochenenden Zeit, Deine Karre fit für Afrika zu machen! Ich weiß, das war nicht nett, aber es sollte ein paar Leute aufrütteln.
Die meisten von Euch sind ja schon recht weit mit ihrer Karre, die anderen wissen, dass sie jetzt noch einmal Gas geben müssen. Mein Tipp: So eine Projektkarre wird nie fertig, nie! Aber irgendwann ist die Zeit um und dann ist sie fertig, zumindest für die nächste Fahrt. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, die Aufgaben zu priorisieren?

Und wichtig ist auch, wenn man noch etwas bestellen oder besorgen muss, dass man das jetzt macht. Plötzlich ist ein wichtiges Teil erst in 4 Wochen lieferbar und wenn ihr das erst Anfang April merkt, ist es zu spät. Also macht jetzt eine Liste und schaut, was euch fehlt. Am besten noch diese Woche.
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Dünne Beine in Ritterüstung und 35 Liter Schnaps


Interessante Bilder gab es die letzten Wochen wieder in der WhatsApp-Gruppe zu sehen. Spontan kommen mir zwei Begriffe in den Sinn: Dünne Beine in Ritterrüstung und ein 35-Liter-Schnapsfass (so eins brauche ich, um meinen eigenen Grappa zu gären) auf dem Gepäckträger. Grund genug also, diesen beiden Themen etwas mehr Zeit zu widmen.

Zur Schutzausrüstung auf den Motorrädern (wer sowas im Auto braucht, dem kann man bei aller Liebe sowieso nicht mehr helfen): Im Moment habe ich das Gefühl, dass da massiv aufgerüstet wird. 

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Außenstehende Mitleser könnten beim Anblick der Bilder auf die Idee kommen, dass einige von Euch zur nächsten Paris-Dakar fahren oder am nächsten Wochenende ein professionelles Crossrennen bestreiten. Und dann die Kosten... Hej, meine Afrika-Karre hat 360€ gekostet und wenn die Schutzausrüstung das Dreifache kostet, dann weiß ich nicht so recht.

Versteht mich nicht falsch. Schutzausrüstung ist immer gut und ich finde es gut, dass man sich darüber Gedanken macht und wenn man sie schon hat, dann zieht sie auch an. Aber... Mit unseren untermotorisierten Böcken werden wir im Gelände keine besonders hohen Geschwindigkeiten fahren können. Stürze werden eher bei langsamer Fahrt passieren. Und im Süden Richtung Sahara wird es richtig heiß. Da wirst du deine großflächige Schutzkleidung verfluchen. Nicht nur wegen der Hitze. Panzer sind für die Cross-Strecke, und da bist Du höchstens ein paar Stunden unterwegs. Sprich: Der Panzer drückt hier und schneidet dort. Wenn du dann noch einen Rucksack dabeihast (hoffentlich nur für das Trinkwasser), verstärkt das den Effekt noch. Übrigens haben Studien gezeigt, dass Hitze beim Lenken eines Fahrzeugs die gleiche Wirkung hat wie Alkohol am Steuer.
Was machst Du jetzt? Hast Du eine komplette Cross-Ausrüstung? Dann frage Dich, was Du davon bei einer Alpentour (auf der Straße) anziehen würdest, und überlege Dir dann, was Du bei einem Sturz mit 20 km/h im Sand oder Steinbruch zusätzlich haben möchtest. Und mit der ganzen Ausrüstung musst Du auch noch fünf Stunden in der Sauna aushalten...

Am Ende entscheidet ihr! Tragt das, womit ihr euch sicher fühlt. Denkt nur daran, dass ihr damit in Afrika mindestens 3, mit Anreise vielleicht sogar 4 Wochen in der Hitze unterwegs seid. Ich persönlich (Old School) würde mit meinem Stoffanzug mit eingearbeiteten Knie-, Hüft- und Ellbogenpolstern, Cross-Schuhen und einem Rückenpanzer oder einem Soft-Protektorenhemd fahren. Der Anzug hat auch sehr viele Reißverschlüsse, um Luft durchzulassen.

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Ein weiteres Hauptthema bei den Motorrädern war der Tank oder Zusatzkanister. Ja, ein 20-Liter-Tank oder ein Fass auf dem Gepäckträger sehen cool aus. Aber ein großer Tank ist nicht immer besser. Bei der EAR 21 hat sich ein Teilnehmer extra einen großen verchromten Tank an seine Maschine montiert (ob verchromt oder lackiert ist hier aber zweitrangig). Leider hatte dieser keine Kammern, sondern war nun ein großer Topf, sodass das Benzin mal auf die eine, mal auf die andere Seite schwappte. Das Ergebnis war ein beschissenes Fahrgefühl, vor allem in den Kurven. Da seid ihr natürlich schlauer gewesen, oder ich habe euch dazu gebracht, den extra großen Tank noch einmal infrage zu stellen. Und um die ganze Diskussion noch etwas spannender zu machen: Ein «klassischer» Ersatzkanister ist auch nicht zu empfehlen. Also, was nun? Nun, zum einen würde ich mich mit den Autofahrer:innen gut stellen.
Vor besonderen Passagen, wie z.B. der Plage Blanche (legendärer Paris-Dakar-Strand), gibt es zwischen Übernachtungsort und Strand keine Tankstellen mehr und auch nach der Plage Blanche geht es erst einmal viele Kilometer über Stock und Stein, bzw. durch tiefen Sand. Da ist es schön, wenn die Kollegen mit vier Rädern die Tankstelle spielen. Hat bei den letzten EAR gut geklappt. Mit denen sollte man sowieso ein gutes Verhältnis haben, denn die haben auch gefüllte Kühlboxen dabei und abends ist ein kühles Bier einfach klasse.
Wenn ihr trotzdem noch Benzin mitnehmen müsst - weil ihr eine zweitägige Offroad-Tour macht - dann füllt PET-Flaschen. Die sind überall erhältlich, leicht und können bei Nichtgebrauch problemlos entsorgt werden.
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Es gab noch die Frage, ob noch jemand einen Hund mitnimmt. Grundsätzlich finde ich es eine tolle Idee, den Hund als Beifahrer mitzunehmen. Dann haben wir neben Benni noch ein weiteres Maskottchen unterwegs. Ich selbst werde einen Sack Hundefutter dabeihaben, um unterwegs streunende Hunde zu füttern. Vor allem, wenn beim Wildcampen plötzlich Hunde zu uns kommen. Mehr kann man da leider nicht tun, aber wenigstens haben dann ein paar Flohmutterschiffe keinen Hunger mehr. Woran man unbedingt denken sollte: Aufgrund ihrer Religion haben viele Marokkaner Angst vor Hunden und - vor allem auf dem Land - verstehen sie uns Europäer diesbezüglich nicht. Ein oft gehörter Satz ist: «Wir haben Kinder und keine Hunde».
Dass wir teilweise mit großer Hitze zu kämpfen haben, ist bekannt. Also unbedingt an genügend Wasser an Bord denken. Und dass es auch mit Hund geht, haben 2022 zwei Teilnehmer bewiesen!

Dann habe ich auf Bildern noch schöne Light-Bars gesehen. Eigentlich sollte man in Marokko nachts gar nicht fahren. Tom hat und wird sicher noch mehrmals darauf hinweisen. Aber oft geht es nicht anders. Ein Tipp aus eigener Erfahrung: Die Zusatzscheinwerfer auf dem Dach so weit nach hinten schieben, dass kein einziger Lichtstrahl ins Cockpit scheint. Denn wenn das Armaturenbrett beleuchtet und es draußen stockdunkel ist, sieht man gar nichts mehr. Ich habe das schon für Euch getestet und kann bestätigen, dass man dann absolut blind ist. Also bitte vor der Abfahrt testen und richtig einstellen.

So, das wars fürs Erste. Die nächsten Artikel findet ihr als Dokument, in der WhatsApp-Gruppe zum Downloaden. 
Also, haltet die Augen offen und zack zack ...
... die Zeit läuft! 

Euer Pascal!



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